Wenn die Angst vor Zahnärzt*innen größer als die Zahnschmerzen ist

Statistisch gesehen leiden 5 Millionen Menschen in Deutschland an einer krankhaften Angst vor Zahnärzt*innen, auch Dentalphobie genannt (Deutsche Gesellschaft für Zahnbehandlungsphobie). Das zeigt: die Angst vor Zahnarztbehandlungen ist in Deutschland keine Seltenheit. 

Möglicherweise kommt Dir das Gefühl des Unwohlseins vor einem Zahnarztbesuch bekannt vor? Dabei richtet sich die Phobie meist nicht gegen die Zahnärzt*innen selbst, sondern viel mehr gegen zahnmedizinische Behandlungen oder daraus resultierende Schmerzen. 

Woher kommt die Angst vor Zahnarztbehandlungen? 

Die Angst vor zahnärztlichen Behandlungen kann mehrere Ursachen haben. Beispielsweise kann die Angst auf negativen Erinnerungen aus der Vergangenheit fundieren. Angstpatient*innen, die unangenehme Erfahrungen im Rahmen einer zahnärztlichen Behandlung gemacht haben, projizieren dies auch auf zukünftige Zahnarztbesuche Schlechte Erfahrungen können hierbei starke Schmerzen, oder Disharmonien mit den Ärzt*innen sein. Die meisten Betroffenen befürchten nun, dass zukünftige Behandlungen erneut so verlaufen könnten. Daraus resultiert die Angst. 

Ein weiterer Angstfaktor ist die Weitergabe der Angst durch die Eltern. Falls die Eltern bereits von Dentalphobie betroffen sind, ist es wahrscheinlich, dass ihre Kinder die Angst übernehmen. Ein anderer Ansatz der Phobie ist der Gedanke des Kontrollverlusts beim Besuch in der Zahnarztpraxis, denn die Region rund um das Gebiss, die Mundhöhle und Lippen ist ein intimer Bereich. Zu guter Letzt ist es die Angst vor Schmerzen, die Angstpatient*innen beschäftigt. Zahnmedizinische Behandlungen verbinden Betroffene mit Schmerzen, weshalb sie diese möglichst meiden.  

Merkmale von Patient*innen mit Dentalphobie 

Die Angst vor der Behandlung muss nicht immer typische Merkmale aufweisen und bildet sich bei Betroffenen durchaus unterschiedlich ab. Dennoch werden im Folgenden einige der häufig auftretenden Merkmale aufgelistet. Die Scham vor der Dentalphobie sorgt dafür, dass sich Betroffene mit Zahnbeschwerden erst sehr spät behandeln lassen. Die Erkennung typischer Merkmale kann helfen frühzeitiger zu intervenieren:

  • Großes Schamgefühl: Patient*innen mit Angst vor der Zahnarzt-Behandlung schämen sich oft für den Zustand der eigenen Zähne. Bei einer starken Ausprägung der Phobie kann es vorkommen, dass Betroffene sich nicht trauen offenherzig zu lachen. Des Weiteren wird Dentalphobie bagatellisiert, was die Situation nicht einfacher macht.  
  • Unwohlsein bei Dentalphobie: Eine extreme Ausprägung der Dentalphobie kann so weit gehen, dass das Unwohlsein betroffener Patient*innen gegenüber ihrem positivem Lebensgefühl überwiegt. Durch die ständige Angst wird Lebensqualität eingebüßt, da sich die Betroffenen mit der Gesamtsituation nicht wohlfühlen. Sie haben teilweise starke Zahnschmerzen, trauen sich dennoch nicht medizinische Hilfe in Anspruch zu nehmen.  
  • Stark eingeschränktes Vertrauen zu Zahnärzt*innen: Aufgrund des geringen Vertrauens in behandelnde Ärzt*innen ist es nicht leicht, die Patient*innen von einem Arztbesuch zu überzeugen. 
  • Hilfe statt Phobie:  Solltest Du von Dentalphobie betroffen sein, ist es wichtig zu wissen, dass Zahnärzt*innen versuchen, die Schmerzen während der Behandlung so gering wie möglich zu halten und Dir Deinen Zahnarztbesuch so angenehm wie möglich gestalten. 

Wie kann die Angst vor der Behandlung therapiert werden? 

Die Dentalphobie kann aufgelöst werden, indem eine vertrauensvolle Arzt-Patienten-Beziehung als Grundlage für zahnmedizinische Behandlungen etabliert wird. Diese sollte folgende Faktoren beinhalten: 

Wie wichtig das Vertrauen und ein einfühlsames Vorgehen beim Erstkontakt mit Personen, die an Dentalphobie leiden, sein kann, zeigt sich bereits vor der ersten Behandlung. 

Bei zahnmedizinischen Behandlungen von Angstpatient*innen legen Ärzt*innen besonders hohen Wert auf ein einfühlsames Vorgehen. Mithilfe von routinierten Abläufen, ruhigen Handlungen und einem freundlichen Auftreten bauen Zahnärzt*innen das Vertrauen ihrer Patient*innen auf. Zahnmedizinische Fachkräfte kennen die nicht selten auftretende Dentalphobie- und zeigen sich Betroffenen gegenüber verständnisvoll. 

Es gibt auch Zahnarztpraxen, die sich auf die Behandlung von Menschen mit Dentalphobie spezialisiert haben. Diese Praxen bieten ihren Patient*innen oftmals auch ein Erstgespräch vor der Behandlung an. Dabei können Patient*innen behandelnde Ärzt*innen vor ihrem Termin kennenlernen und ihre Fragen stellen. Darüber hinaus ist die Anwendung diverser Entspannungstechniken wie z.B. Hypnose, das Implementieren von Musik bei der Behandlung oder Akupunktur möglich.

5 Ansätze gegen die Angst vor der zahnärztlichen Behandlung  

Durch einige Tipps und Therapiemethoden kann es gelingen, die Angst vor dem Zahnarztbesuch zu bekämpfen. Die Tipps dienen natürlich nicht als Ersatz für eine medizinische Beratung. 

  1. Dentalphobie ist nicht selten
    Als Betroffene*r sollte man sich bewusst sein, dass man sich für die Angst nicht schämen muss. Die Angst vor zahnmedizinischen Behandlungen ist nicht selten. Zahnärzt*innen sind sich dieses Problems bewusst und können weiterhelfen.

  2. Verständnisvolle Zahnärzt*innen aufsuchen
    Als Patient*in ist es wichtig Vertrauen und somit auch eine Verbindung zu behandelnden Zahnärzt*innen aufzubauen, die es ermöglicht, sich während der Behandlung wohlzufühlen. Im besten Fall sollte bereits im Vorfeld bei der Anmeldung die bestehende Angst angesprochen werden, sodass der/die Zahnärzt*in Zeit für ein Gespräch mit betroffenen Patient*innen einplanen kann. Möglich ist auch der Einsatz einer Narkose, damit Patient*innen keine Schmerzen verspüren. Das ist allerdings keine Dauerlösung für eine lebenslange Zahn-Versorgung.

  3. Kognitive Verhaltenstherapie
    Eine Verhaltenstherapie kann helfen, Angstpatient*innen mit schwerer Dentalphobie den Schritt zur Behandlung zu erleichtern. Die Übungen der Verhaltensuntersuchungen können unterschiedlich aussehen, Atemübungen oder auch Lockerungsübungen für die Muskulatur sind hierbei verbreitete Methoden. Mithilfe einiger Lockerungsübungen wird eine gezielte Entspannung der Muskeln eingeleitet, die Verkrampfungen punktuell löst. Durch die lokale Entspannung einzelner Körper- und Muskelregionen, und durch entspannende Atemübungen wird eine Balance gefunden, bei der die Angst vor der zahnärztlichen Behandlung nicht mehr im Fokus steht. Zusammenfassend werden die Ängste und deren Ursprung mithilfe von Entspannungsmethoden aufgespürt und lokalisiert, wodurch die Dentalphobie therapiert werden kann.

  4. Autogenes Training, um Angst zu überwinden
    Mithilfe der therapeutischen Methode "autogenes Training" wird die Angst vor dem Zahnarztbesuch behandelt. Diese Therapieform ist eine Form der Selbsthypnose, bei der die körperlichen Funktionen wie Atmung, Puls oder Durchblutung in einen Ruhezustand gebracht werden. Hierbei spielt die gedankliche Konzentration auf die Ruhe die entscheidende Rolle. Dies soll helfen, das Verhalten und die Gefühle, die aus der Dentalphobie resultieren, grundlegend zu verändern.
     
  5. Hypnose gegen die Angst
    Einige Zahnärzt*innen haben sich bereits auf eine Behandlungsform für Angstpatient*innen spezialisiert. Diese beinhaltet eine Hypnose, bei der die Betroffenen während der Behandlung in eine Trance versetzt werden. Die Trance soll helfen, Verspannungen und Ängste zu lösen.

Fazit

Falls Du von der Angst vor dem Zahnarztbesuch betroffen bist, ist der erste Schritt, Dich Deiner Angst zu stellen. Hier kann es helfen mit Freund*innen oder der eigenen Familie zu sprechen, die Dir helfen wollen. Außerdem solltest Du jederzeit wissen: Es gibt keinen Grund, Dich zu schämen.
Es gibt einige Zahnarztpraxen, die sich bereits mit der Dentalphobie beschäftigt haben und sich ausreichend Zeit dafür nehmen, eine Vertrauensbasis zu ihren Patient*innen aufzubauen. Darüber hinaus können auch aufgezeigte Therapiemöglichkeiten helfen, die Angst zu bekämpfen. 

Einige Ausprägungen der Dentalphobie lassen sich selbstständig nicht bewältigen. In diesem Fall ist es wichtig, sich als Betroffene*r psychotherapeutische Hilfe zu suchen, um die Phobie zu therapieren - der eigenen Gesundheit zuliebe.

Bitte beachte, dass alle Informationen für diesen Beitrag sorgfältig recherchiert wurden, jedoch keine fachärztliche Beratung oder Behandlung ersetzen und nicht dazu genutzt werden dürfen, selbst eine Diagnose zu erstellen oder eine Behandlung zu beginnen. Bitte wende Dich dazu an eine Ärztin / einen Arzt (z. B. indem Du einen Termin für eine Videosprechstunde oder für einen persönlichen Arztbesuch in der Praxis buchst).


Quellen: 

DAK Gesundheit (Stand: 2018, 06. November): Angst vor dem Zahnarzt - 6 Tipps zur Überwindung [30.07.2021]
Krumm, Christian (Stand: 2019, 08. Juli): Keine Angst vor dem Zahnarzt! [30.07.2021]
Schorr, Susanne (Stand: 2020, 23. Juli):Zahnarztangst [30.07.2021]
Sensitive Dentists. (Stand: 2021): Vorbereitung auf den Zahnarztbesuch: So bekämpfen Sie wirksam Ihre Nervosität [30.07.2021]
Zahnarzt Rheinaufen (2018, 10. September): Angstpatienten: Woher kommt die Angst vor dem Zahnarzt? [30.07.2021]

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