Herzinfarkt ist nicht gleich Herzinfarkt – wie sich die Symptome bei Frauen und Männern unterscheiden

Nach einem akuten Herzinfarkt vergehen bei Frauen im Alter von über 65 Jahren im Schnitt viereinhalb Stunden, bis sie in die Notaufnahme kommen – das zeigt eine Studie des Deutschen Zentrums für Herz-Kreislauf-Forschung und des Helmholtz Zentrums München. Bei Männern gleichen Alters dauert derselbe Prozess knapp dreieinhalb Stunden. 
Woran liegt das? Laut der Studie warten Frauen länger, bis sie Hilfe holen, weil die Anzeichen eines Herzinfarkts oftmals nicht früh genug als potenzielle Gefahr wahrgenommen werden. Die daraus resultierende verzögerte Diagnostik und Behandlung haben zur Folge, dass der Verlauf eines Herzinfarkts bei Frauen häufiger tödlich endet.  

Zu wissen, auf welche Symptome Du persönlich achten kannst und wie man sich im Ernstfall verhält, kann Leben retten. 

Wie entsteht ein Herzinfarkt? 

Ein Herzinfarkt wird durch einen vollständigen Verschluss eines Herzkranzgefäßes hervorgerufen. Bei einem akuten Herzinfarkt ist schnelles Handeln entscheidend. Ein tödlicher Verlauf kann durchaus verhindert werden, indem Anzeichen rechtzeitig erkannt und behandelt werden, sodass auch die Diagnose rechtzeitig getroffen wird.  Durch regelmäßige ärztliche Kontrollen lassen sich die Anzeichen eines Herzinfarktes bereits frühzeitig erkennen. Es bilden sich fetthaltige verkalkte Ablagerungen an den Herzkranzgefäßen, wodurch diese beschädigt werden und sich verengen. Infolgedessen lagern sich Blutplättchen an den Herzkranzgefäßen ab und es kommt zu einem Blutgerinnsel. Das Gefäß verstopf nach und nach. Verschließt sich ein Blutgefäß des Herzmuskels vollständig, wird das Herz nicht mehr ausreichend mit Blut und Sauerstoff versorgt. Es kommt zu einem Herzinfarkt, auch Myokardinfarkt genannt.

Risikofaktoren 

Es gibt einige Risikofaktoren, die sich negativ auf das Herz und dessen Gesundheit auswirken können: 

  • Rauchen
  • Übergewicht
  • Bluthochdruck                            
  • Erhöhte Blutfettwerte
  • Zuckererkrankung (Diabetes)
  • Bewegungsmangel

Geschlechtsspezifische Symptome eines Herzinfarktes 

Symptome eines Herzinfarktes können bei Männern und Frauen durchaus unterschiedlich aussehen. Um einen Herzinfarkt frühzeitig zu erkennen und im besten Fall verhindern zu können, sind im Folgenden die häufigsten Anzeichen geschlechtsspezifisch aufgelistet: 

Frauen: 

Starke Schmerzen und Druckgefühl im Brustkorb: Ein besonders alarmierendes Anzeichen für einen Herzinfarkt können Schmerzen hinter dem Brustbein sein. Damit zusammenhängend ist ein stetig heftiger Druck oder ein starkes Engegefühl im Brustkorb zu verspüren. 

Brennen im Brustkorb: Tritt ein starkes Brennen im Brustkorb auf, sollte schnellstmöglich gehandelt werden. In diesem Fall kann ein Gefäß des Herzens verschlossen sein. 

Angstschweiß: Bei einem akuten Herzinfarkt, kann es vorkommen, dass Frauen starke Angst spüren, die sich durch blasse Gesichtshaut und kalten Schweiß abzeichnet. 

Ständiges Erbrechen, Atemnot oder Schmerzen im Oberbauch: Bei Frauen können weniger charakteristisch ausgeprägte Anzeichen wie Erbrechen, Atemnot oder Schmerzen im Oberbauch auftreten.  

Depressionen und ständige Müdigkeit: Stimmungsschwankungen, bis hin zu depressiven Phasen, können speziell bei Frauen ebenfalls symptomatisch für einen Herzinfarkt sein. 

Männer:  

Anhaltende Schmerzen in der Brustregion: Über fünf Minuten anhaltende Schmerzen in der Brustregion können ein Zeichen für einen bevorstehenden Herzinfarkt sein. 

Brennen im Brustkorb: Auch bei Männern ist ein starkes Brennen in der Brustregion ein mögliches Anzeichen.  

Schmerzen in anderen Körperregionen: Die Schmerzen können sich bei Männern auf die Oberarme, den Kiefer und die Arme legen. 

Jede Sekunde zählt – wie reagierst Du im Ernstfall? 

Sollte ein Herzinfarkt eintreten, ist es enorm wichtig, im ersten Schritt den Notruf unter der 112 zu wählen und im Gespräch zu erwähnen, dass Verdacht auf Herzinfarkt besteht. Dementsprechend wird seitens der Leitstelle kein Krankenwagen, sondern ein Rettungswagen mit Notarzt gerufen. Unter Angabe Deines Namens sowie der Adresse des/der Betroffenen kann schnellstmöglich geholfen werden. Wie kann man im Falle eines Herzinfarktes erste Hilfe leisten? Der/die Betroffene sollte mit dem Oberkörper nach oben gelagert werden, sodass das geschwächte Herz entlastet wird. Um einen weiteren externen Druck durch die Kleidung zu verhindern, kann diese, wenn möglich, geöffnet werden. Außerdem sollte der/die Betroffene auf keinen Fall unbeaufsichtigt bleiben und der Kreislauf ständig überwacht werden, bis der Rettungsdienst eintrifft. 

Es gilt: Ruhe bewahren! Jegliche Form eines unruhigen Umfeldes verstärkt die angespannte Lage und damit auch die Aufregung des/der Patient*in.

Wie wird ein Herzinfarkt therapiert? 

Nach der ersten Versorgung vor Ort (Erste-Hilfe) beginnt die therapeutische Behandlung: 

Im Krankenhaus wird die Behandlung der vom Herzinfarkt betroffenen Patient*innen weitergeführt. Im Vordergrund steht hierbei die Funktionalität der Herzkammer. Die verschlossenen Gefäße sollen dabei wieder geweitet werden, beispielsweise durch einen Herzkatheter. Eine Herzkatheteruntersuchung wird mithilfe eines dünnen Plastikschlauchs durchgeführt, welcher in oder an das Herz geführt wird. In diesem Prozess wird ein Röntgenkontrastmittel gespritzt, dass die Herzkammern und Herzkranzgefäße über einen Röntgen-Bildschirm erkennen lässt. Zusätzlich dazu, wird oftmals noch ein sogenannter Stent eingesetzt, bei dem es sich um eine feine Gefäßstütze aus Edelstahl handelt. Diese soll verhindern, dass sich die aufgedehnte Engstelle erneut verschließt.  

Je nach gesundheitlichem Zustand wird die Herzaktivität der Patient*innen 2-3 Tage auf der Intensivstation mithilfe eines Elektrokardiogramms (EKG) und Blutdruckmessgerätes überwacht. Nach dem üblichen Krankenhausaufenthalt von 7-14 Tagen stehen Bewegungstherapien und Rehabilitationsmaßnahmen zur psychischen Stabilisierung sowie motorische Übungen an. 

Die Therapie im Krankenhaus wird durch eine medikamentöse Behandlung ergänzt. Geeignete Medikamente schützen das Herz und können einem erneuten Herzinfarkt vorbeugen. Dabei empfehlen Ärzt*innen auch häufig eine Langzeittherpaie mit Arzneimitteln.  

Nach einem überstandenen Herzinfarkt sollten Patient*innen regelmäßige Kontrolltermine bei Kardiolog*innen wahrnehmen und dort auch ihren Genesungsverlauf besprechen. 

So kannst Du einem möglichen zweiten Herzinfarkt vorbeugen! 

Zur Vorbeugung eines zweiten Herzinfarktes kann eine Umstellung der bisherigen Lebensgewohnheiten hilfreich sein. In erster Linie sollte darauf geachtet werden, verschriebene Medikamente nach den Vorgaben der Ärzt*innen einzunehmen, denn ein zweiter lässt sich lediglich durch eine Therapie verhindern. Zusätzlich ist regelmäßige Bewegung gut für die Herzgesundheit, jedoch ist dies individuell mit den behandelnden Ärzt*innen abzusprechen. Beispielsweise eignen sich Spaziergänge, um Bewegung in den Alltag einzubauen und das Vertrauen in den eigenen Körper zurückzugewinnen. Auch eine gesunde Ernährung spielt eine wichtige Rolle: Herzinfarktpatient*innen sollten eine ausgewogene Mischkost mit wenig Fleisch und tierischem Fett zu sich nehmen. Stattdessen sollte auf eine reiche Obst- und Gemüseauswahl und auch regelmäßig auf Fisch zurückgegriffen werden. Wichtig ist aber vor allem, dass lebensnotwendige Nährstoffe wie Eiweiß, Kohlenhydrate und gesunde Fette in einem ausgewogenen Verhältnis aufgenommen werden. Vitamine, Mineralstoffe und Ballaststoffe sollten nicht vernachlässigt werden, denn sie sind für lebensnotwendige Aufgaben im Körper zuständig.

Um einen Herzinfarkt vorzubeugen, kann es außerdem helfen, regelmäßig das eigene Herzalter zu überprüfen. Dennoch werden bei dem Online-Selbsttest keine medizinisch verwendbaren Aussagen getroffen, die einen Arztbesuch ersetzen können

Fazit:  

Um einen Herzinfarkt rechtzeitig zu erkennen, ist es durchaus wichtig, die geschlechtsspezifischen Symptome zu kennen. Wenn die Anzeichen rechtzeitig als Gefahr wahrgenommen werden, kann der Rettungsdienst dem/der Betroffenen schneller helfen. Da die Symptome, die sich bei Männern abzeichnen charakteristischer für einen Herzinfarkt erscheinen, muss vor allem bei Frauen noch mehr Awareness für die individuellen Herzinfarkt-Symptome geschaffen werden. Im Ernstfall ist es wichtig, Ruhe zu bewahren und den Notruf zu wählen.

Denn eins ist sicher: Einmal mehr den Notruf zu wählen, ist besser, als ihn gar nicht oder verzögert zu alarmieren. 


Bitte beachte, dass alle Informationen für diesen Beitrag sorgfältig recherchiert wurden, jedoch keine fachärztliche Beratung oder Behandlung ersetzen und nicht dazu genutzt werden dürfen, selbst eine Diagnose zu erstellen oder eine Behandlung zu beginnen. Dazu kannst Du ganz einfach online einen Termin für eine Videosprechstunde bei einem Facharzt oder einen persönlichen Arztbesuch in der Praxis Deiner Wahl buchen.


Quellen: 

Aerzteblatt.de (Stand: 2021, 04. April): Studie: Frauen sterben in Deutschland deutlich häufiger an einem Herzinfarkt[10.07.2021] 
Aerzteblatt.de (Stand: 2020, 06.April): Studie: Frauen erkranken nach Herzinfarkt früher an Herzinsuffizienz [10.07.2021] 
Apotheken-Umschau (Stand: 2019, 24.Juni): Herzkatheter [30.07.2021] 
Delius,W. (Stand:2017, 11.August): Was ist ein Herzinfarkt [13.07.2021]
Deutsche Familienversicherung (Stand: 2019, 04. März): Herzinfarkt [11.07..2021]

Deutsche Gesellschaft für Kardiologie (Stand: 2021, 03. Juli): Geschlechtsunterschiede bei der Behandlung akuter Herzinfarkte[12.07.2021]
Initiative Herzbewusst (Stand: 2021, 14.April): Nach dem Herzinfarkt [10.07.2021]
Helmholtz-Zentrum München (Stand: 2017, 06.Dezember): Herzinfarkt [12.07.2021]
Schön-Klinik (Stand: 2020, 23. März): Herzinfarkt [10.07.2021]
Tiefenbacher, C. (Stand: 2021, 09. Juli): Herzinfarkt bei Frauen [12.07.2021] 
Voigtländer, T. (Stand:2021, 01. Juli): Herzinfarkt [12.07.2021]          

  

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